Freiraum verbindet!
Eine Sequenz öffentlicher Freiräume von der Burachhöhe bis zur Schützenstraße verbindet zukünftig alle wichtigen öffentlichen Einrichtungen des neuen Bildungs- und Verwaltungsquartiers miteinander. Im Zentrum entsteht ein großer, belebter Platz, der sich über die Gartenstraße spannt und den grünen Hang mit dem neuen Bürgerpark verknüpft.
Das neue Gebäudeensemble bildet einen prägnanten Stadteingang für Ravensburg.
Städtebauliches Konzept
Die städtebauliche Struktur schafft eine programmatische und räumliche Verdichtung um den Platz im Zentrum des Gebiets. Die „Köpfe“ der neuen Gebäude stehen in direkter räumlicher Beziehung zueinander und bilden ein neues „Stadttor“. Die Erweiterung der Gewerblichen Schule erfolgt entlang der Ravensburger Straße in einem langen dreigeschossigen Gebäude, das gemeinsam mit dem Bestand einen Innenhof umschließt. Die neue Edith-Stein-Schule begleitet die Ulmer Straße und ermöglicht so einen großzügigen Bürgerpark am Bleichenbach, an den auch das Kreishaus angrenzt. Dieses verbindet mit dem zentralen Neubau und einen zweigeschossigen Foyer die unterschiedlichen Geländeebenen und schafft so ein hohes Maß an Durchlässigkeit.
Die südliche Fassung des zentralen Platzes bildet das neue große Gemeinschaftshaus mit Mensa und Sporthalle. Es fügt sich so in den Hang ein, dass direkt vom Freiraum sowohl die verbundene Galerieebene im Gebäude als auch das Dach mit Sportfeldern betreten werden kann. Gegenüber der Hauptfassade des Gebäudes befindet sich der Haupteingang der Gewerblichen Schule mit der zentral gelegenen Aula.
Die PKW-Parkierung liegt in einer großen eingeschossigen Tiefgarage unter dem Neubau und dem Innenhof der Gewerblichen Schule. Der Zugang erfolgt über eine großzügige Rampe zum Platz, die mit Sitzstufen an den Seiten interessante Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten bietet. Die Anordnung dieser aktiven Nutzungsbausteine macht den Platz zu einem stark frequentierten und belebten Ort.
Erschließungskonzept und Freiflächenkonzept
Die Erschließung des Bildungs- und Verwaltungsquartiers erfolgt überwiegend über ein dichtes und attraktives Fuß- und Radwegenetz und ist nahezu frei von motorisiertem Individualverkehr. Über die großzügige Freiraumverbindung sind alle Einrichtungen miteinander verknüpft. Zahlreiche Fahrradstellplätze sind an den Schulen und dem Kreishaus dezentral angeordnet.
Im Zentrum am Platz und somit für alle Nutzungsbereiche gut erreichbar, liegt ein Mobility-Hub, der attraktive Angebote im Bereich des Umweltverbunds macht und multimodale Wegeketten in Ravensburg ermöglicht.
Die große, unter dem Erweiterungsbau und Innenhof der gewerblichen Schule liegende Tiefgarage wird um einige dezentral angeordnete oberirdische Stellplätze ergänzt. Die motorisierte Erschließung der Tiefgarage erfolgt über zwei Rampen direkt von der Ravensburger Straße, zum Platz hin öffnet sie sich über eine großzügige Fußgängerrampe.
Durch die starken räumlichen Beziehungen bildet sich ein großes Potential für Synergien – sowohl innerhalb der einzelnen Einrichtungen als auch einrichtungsübergreifend im Gemeinschaftshaus und auf dem Campus.
Der Mobilität der Lernenden und Lehrenden im Schulalltag wird durch die gute Vernetzung aller Fachbereiche – im Innen- wie im Außenraum – Rechnung getragen. Ebenso werden hierdurch funktionale Beziehungen gesichert und Potenziale für Mehrfachnutzungen geschaffen. Insgesamt ist die Basis eine enge schulinterne Vernetzung, um räumlicher und funktionaler Vereinzelung entgegenzuwirken.
Alle Schulgebäude ermöglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Raumtypen, entsprechend ihrer fachspezifischen Nutzung. Diese reichen von erdgeschossigen Hallen und Werkstätten mit Außenraumbezug und einem unmittelbaren Werkhof-Zugang bis hin zu tageslichtdurchfluteten Klassen- und Übungsräumen in den obersten Geschossen.
Trotz ihrer unterschiedlichen Profile finden die Schulen durch die räumliche Struktur und gemeinschaftliche Nutzungen (Sporthalle, Mensa, TG, Aufenthaltsräume außen, Park) ihren Platz in einem gemeinsamen Campus. Die erhaltenen Bestandsgebäude der gewerblichen Schule werden räumlich eingebunden/integriert und funktional vernetzt.
Die unterschiedlichen Freiraumbereiche aller Nutzungseinheiten (Kreishaus, Edith-Stein-Schule, Gewerbliche Schule, Humpis-Schule) ergänzen sich mit ihren spezifischen Charakteristika.
Die besondere Situation auf der Burachhöhe wird mit ihren Qualitäten zugänglich und erlebbar gemacht und damit als identitätsstiftendes Charakteristikum des Schulquartiers manifestiert.
Durch die Ausarbeitung eines Grünkorridors entsteht eine starke freiräumliche Verbindung von der Schützenstraße über den Bürgerpark zum Landschaftspark der Burachhöhe. Der Bleichenbach wird dabei zum charakterprägenden Element des Parks zwischen ESS und Kreishaus. Ein dezentrales und erlebbares Wassermanagement ist ein wichtiger Aspekt bei der Freiraumgestaltung.
Ökologie und Nachhaltigkeit
Das städtebauliche Konzept mit einer baulichen Verdichtung entlang der Straßen ermöglicht es, die bestehenden Grünflächen zu erhalten und zu einem durchgängigen grünen Freiraum weiterzuentwickeln. Obstbaumhaine und andere Vegetationsflächen mit herausragender ökologischer Qualität bleiben so bestehen und bilden einen wichtigen Baustein für die Biotopvernetzung.
Die sichere Abführung normaler Regenereignisse sowie die Sicherung gegen Überflutungen bei Starkregenereignissen sind wesentliche entwurfsrelevante Aspekte in der Konzeption der öffentlichen Freiräume. Ziel ist es dabei, ein dem natürlichen Wasserhaushalt ähnliches Regenwassermanagement zu entwickeln. Es ist als – auch gestalterisch einflussreicher – Motor einer kommunalen Klimaanpassungsstrategie für die Weiterentwicklung der städtischen Flächen zu begreifen. Zusätzlich verleiht das oberflächige und sichtbar geführte Regenwasserkonzept dem Gebiet einen besonderen Charakter. Oberstes Ziel ist es, über ein dezentrales System, möglichst viel des anfallenden Regenwassers bereits im Gebiet abzuwirtschaften. Mulden und Gräben an Regenfallrohren, Rinnen in Straßen- und Platzräumen oder Retentionsmulden sind sichtbare Zeichen dieses hochökologischen Konzeptes. Es verändert zudem das Gebiet bei Regen und zeigt einfache natürliche Prozesse wie Fließen, Einstauen oder Versickern als Teil einer Stadtnatur, die nah an natürlichen Systemen gebaut wurde. Dabei spielt auch der Bleichenbach eine wichtige Rolle.
Die neuen Gebäude werden nach höchstem ökologischem Standard umgesetzt. Dies bezieht sich sowohl auf den Einsatz nachhaltiger Baustoffe als auch auf das Energiekonzept. Sämtliche Dachflächen der Neubauten sind mit einem Gründach und Solarpaneelen ausgestattet. So entsteht ein Kraftwerk, das bereits einen großen Teil der benötigten Energie vor Ort bereitstellen kann.
Das Mobilitätskonzept innerhalb des Quartiers schafft hochwertige Fuß- und Radwegverbindungen und durch den zentral gelegenen Mobility-Hub Möglichkeiten für multimodale Wegeketten im Umweltverbund. Die Nutzung des privaten PKW verliert so stark an Bedeutung.